DIE CASANOVA TOUR
von Pablo Günther
REISEWAGEN - (Teile III, VII - VIII ) - Casanovas Wagen (3) - 15. Die Chaise "Innsbruck" / "Korrespondenz beim Gebrauchtwagenverkauf" / Casanova in der Post von Emskirchen meiner Vorfahren Eckart - 16. Der Reisewagen "Paris 4" - 17. Die Kalesche "Dux" - (Fortsetzung: Poststraßen, Teil IX )
C 15 Die Chaise "Innsbruck"Wir befinden uns nun im letzten Drittel von Casanovas Leben, einer Zeitspanne, die er in seinen Memoiren nicht beschrieben hat. Er läßt uns aber nicht mit leeren Händen dastehen, sondern beschert uns mit seinem schriftlichen Nachlaß eine Fülle an Material. Wegen der veränderten Quellenlage berichte ich ab jetzt von Casanovas letzten Wagen und den mit ihnen unternommenen Reisen nicht mehr im Stile eines Handbuches, sondern lege alles offen, was ich darüber herausgefunden habe.III. Seine Reisewagen ab 1773.
Obwohl die hier gezeigte Chaise schon um 1750 gemalt wurde, konnte Casanovas Reisewagen "Innsbruck" durchaus so ausgesehen haben. - "Die Hauptwache in Frankfurt am Main", von Christian Georg Schütz (Ausschnitt; Gesamtansicht s.u.). - Foto vom Original im Historischen Museum von Frankfurt: PG.
Casanovas Abreise aus Venedig bzw. Mestre und seine Reise bis Augsburg schildert Francesca Buschini so:Korrespondenz beim Gebrauchtwagenverkauf.
Putz- und Reparaturrechnung für Casanovas Wagen: "Sattlerzettel Fl 1 56 Kr. Nota. F(ür) einen Wagen zu Putzen und auszubessern. Fl 1 56. Augsburg d 2 ten July 1783 Erasimus Schlegel Sattlermeister." - Casanova-Archiv Marco Leeflang, Utrecht. Vgl. Les Archives de Dux, Marr 4 - 64. Foto: M. Leeflang.
"Zu verkaufen: Ein vierrädriger, zweisitziger Reisewagen. Wenden Sie sich an das Hotel du Louvre, rue d'entre les ponts."Daß in Spa ein Wagen angeboten wurde, der in Mainz zum Verkauf stand, müßte als etwas unwahrscheinlich angesehen werden, wenn wir nicht den Brief des Domherrn Rumpler hätten. So gehe ich davon aus, daß es der im genannten Hotel wohnende Casanova gewesen war, der die Anzeige aufgegeben hatte. Rumplers Absage gab ihm außerdem noch einen aktuellen Grund dafür.
"Die Hauptwache in Frankfurt am Main", mit Blick in die Zeil, in der ganz hinten links das Hotel "Zum Römischen Kaiser" stand. Im Vordergrund: Ein Wagen in der Art von Casanovas Chaise? - Gemälde von Christian Georg Schütz d.Ä, um 1750. Foto (schlecht) vom Original im Historischen Museum von Frankfurt a. M.: PG.
So wie dieser viersitzige Reisewagen im englischen Stil könnte das Fahrzeug der Brüder Casanova ausgesehen haben - nur die C-Federn waren 1783 noch nicht üblich, sondern S-förmige. - Foto: Marstall Fürst Bentheim-Tecklenburg.
Das Gasthaus zur Post und "Zum Goldenen Hirschen" in Emskirchen von Johannes Eckart, und seiner Frau Maria Christina, die nach seinem Tod 1790 Posthalterin wurde. Heute immer noch Hotel, nun aber "Alte Post" genannt. Das Gebäude gilt als der am besten erhaltene Postgasthof des 18. Jhdts. in Deutschland. Ich selbst war erstmals 1977 anläßlich eines Familientreffens dort; sehr hübsch spielte man damals eine Durchreise der Kaiserin Maria Theresia samt Kutsche nach. - Fotos: PG, nach Bildern in: Werner Eckart, Chronik der Familie Eckart, München 1967.. .
Nach meinen geschätzten Abfahrtszeiten in Frankfurt müßten die Casanovas die Post von Emskirchen nach einer Fahrt über 185 Kilometern am 4., 5. oder Samstag den 6. Dezember 1783 erreicht haben.Johanna Eckart Anna Günther Der Autor (altes Pastel)
Das Thurn und Taxis Wappen über dem Tor der Post in Emskirchen. - Foto: PG.
Diese hochrangige Kalesche (darin: meine Mutter) wurde frühestens 1785 gebaut, so daß Graf Waldstein einen Wagen dieser Art gekauft und Casanova für seine letzten Reisen zur Verfügung gestellt haben könnte. Sein eigener Wagen der ersten Jahre in Dux war vermutlich bescheidenerer Art. - Foto: PG.
Ende November 1797 plante Casanova für den kommenden Frühling eine Reise nach Venedig, das inzwischen österreichisch geworden war, um "meinem glücklichen Land ein letztes Lebewohl zu sagen"*. In einem Brief* an Graf Waldstein bat er um die Erlaubnis, Dux zu verlassen, und ihm einen "geschlossenen Wagen" zur Verfügung zu stellen. Waldstein antwortete*, daß er das Vorhaben "von ganzem Herzen" unterstütze. Als es aber Frühling wurde, waren Casanovas Reisezeiten für immer vorbei.
[* M. Leeflang, Les Archives de Dux, Marr 14 M 36, Fußnote.]